Schulische Leseförderkonzepte
"Lesen macht schlau" - mit System im System
Um die Lesekompetenzentwicklung von Schülerinnen und Schülern nachhaltig zu unterstützen und zu steigern, bedarf es eines gemeinsamen, zielgerichteten Vorgehens der ganzen Schule. Alle Lehrerinnen und Lehrer, sowie die Schulleitung und natürlich auch die Jugendlichen „ziehen an einem Strang“ - hin zu einer besseren und höheren Text- und Leseverstehensfähigkeit, die als Schlüssel- und Basiskompetenz definiert wird für die erfolgreiche Bewältigung gesellschaftlicher und beruflicher Anforderungen, die Teilhabe am kulturellen Potential unserer Gesellschaft und die individuelle Entfaltung der Persönlichkeit.
Merkmale effektiver Programme und Konzepte zur Förderung der Lesekompetenz in den weiterführenden Schulen sind nach Erkenntnissen des amerikanischen Leseforschers D.W. Moore (2008) folgende:
1. Die Ziele und die Richtung des Konzepts sind mit allen Beteiligten kommuniziert und nach einem Diskussionsprozess in einem Projektplan festgeschrieben.
2. Es gibt ausreichend Ressourcen in Bezug auf Material, Zeit, Personal und Finanzen.
Material: Hier vor allem differenzierendes und ansprechendes Lesematerial
Zeit: Zeit für Lehrerfortbildungen, Konzeptentwicklung, Austausch, Unterrichtszeit für spezielle Förderung, z.B. für Trainingseinheiten zur Leseflüssigkeit oder Freie Lesezeit
Finanzen: Geld braucht man u.a. für Fachliteratur, Arbeitsmaterialien für Schüler usw.
3. Kolleginnen und Kollegen bilden (Fach-)Teams. Sie bringen ihr fachliches Wissen ein und sehen zugleich die Bedeutung von „Literalität“ für ihre Schüler/-innen, deren Entwicklung sie fördern wollen und können.
4. Das Konzept ist subjekt- und schülerorientiert. Berücksichtigt werden sowohl die kognitiven, wie auch die emotionalen und sozialen Bedürfnisse der Jugendlichen. Ein sehr gutes Beispiel sind die 4 Dimensionen des „Lesen macht schlau“-Programms
5. Entscheidend für den Gesamterfolg eines Konzepts ist die Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer durch die verschiedenen Gremien: Fachkonferenzen, Schulleitung, Schulamt.
6. Und last but not least benötigt man Vertrauen und Geduld sowie eine professionelle Begleitung, bei der sowohl auf Schul- als auch Unterrichtsebene geschaut wird, wie sich die Dinge entwickeln. Dabei lernt man aus Fehlentwicklungen.
(nach: Ch. Garbe, Projektbericht ADORE 2010, S. 1f - bearbeitet und ergänzt von A. Schmitt-Rößer und R. Feick)
Ein gelungenes Beispiel für eine schulische Umsetzung ist die Einrichtung von „Lesekompetenzklassen“ im Jg. 5 im Kulturgymnasium Baden (Österreich).
[Kontakt: Mag. Claudia Rittmann-Pechtl, BG/BRG Biondekgasse 6, 2500 Baden; Email: bibliothek@brgbaden-biondek.ac.at]
Für die Einschätzung des Entwicklungsstands zur Leseförderung an einer Schule ist die Checkliste für Schulen Sek. I hilfreich. Sie können sich auch ein Beispiel für eine Rückmeldung des Multiplikatorenteams des SSA Kassel an einer Schule anschauen oder den Beitrag von D. Gaile „Wie lässt sich die ganze Schule für die Leseförderung gewinnen?“ lesen.
Interessante Hinweise (Argumente und praktische Tipps) für die Implementierung des Leseprogramms „Reading Apprenticeship“ finden Sie außerdem im Kapitel 10 (S. 200ff) in „Lesen macht schlau- Neue Lesepraxis für weiterführende Schulen“, Hrsg. Schoenbach, Ruth/Greenleaf, Cynthia u.a., Cornelsen Verlag, 2. überarb. Auflage, Berlin 2007
A. Schmitt-Rößer, AfL 2010