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Beobachtungen im Strategischen Ziel 2

Erfolgsfaktoren der Leseförderung auf schulischer Ebene

In den Bilanzen der Staatlichen Schulämter im Strategischen Ziel 2 zum 31. August 2008 nennen die regionalen Projektleitung zahlreiche Faktoren auf schulischer Ebene, die eine weitere Verbesserung der Leseförderpraxis an Sek.I-Schulen bewirken können. Genannt werden beispielsweise „Tests als Diagnose-Instrumente und nicht als Kontroll-Instrumente einsetzen“, „Absprachekultur“ oder „Erprobung von Konzepten erfolgreicher Schulen“.

Die genannten Faktoren lassen sich fünf Bereichen zuordnen. Auffällig ist, dass sich davon nur ein Bereich explizit auf das Lesen und Textverstehen bezieht: Der Verschränkung von Diagnose und Förderung kommt ein besonderer Stellenwert für die Effizienz eines Förderkonzepts zu, und hier bedürfen Lehrkräfte oft der Unterstützung durch Multiplikatoren, Fortbildner und Lesebeauftragte der Schulen, aber auch durch ihre eigenen Fachschaften. Zwei Bereiche beziehen sich auf Einstellungen von Lehrkräften und Schulleitung und ein anderer Bereich auf das Organisationsvermögen. Diese drei Bereiche verweisen darauf, dass Leseförderung eine Aufgabe der ganzen Schule darstellt und nicht einigen engagierten Lehrkräften überlassen werden darf. Schließlich wird auch die Ressourcen-Frage angesprochen:

  • Sinnvoller Umgang mit diagnostischen Instrumenten (einschließlich schlüssiger Ableitung von Förderung aus der Diagnose)
  • Teamfähigkeit und Kooperationsbereitschaft
  • Bereitschaft zur Veränderung (einschließlich Vernetzung von Schulen)
  • Organisationsvermögen, Leitungskompetenz und Projektmanagement
  • Ausreichende Ressourcen und Nutzung der Ressourcen im regionalen Umfeld 

 

Gelingensbedingungen für schulische Leseförderkonzepte

In seinem Evaluationsbericht vom März 2008 hat das IQ die Entstehung von schulischen Leseförderkonzepten untersucht. Dabei ist es auf Gelingensbedingungen gestoßen, die nicht nur für eine konstruktive Weiterentwicklung von Leseförderkonzepten, sondern für Entwicklungsprozesse insgesamt gelten dürften. Es handelt sich um Faktoren in den Bereichen des professionellen Selbstverständnisses (Engagement und Selbstwirksamkeit), des Fachwissens (Deutsch-Didaktik) und der Organisationsentwicklung (insbesondere von Implementierungsprozessen). Als Akteure im System Schule treten dabei vor allem Schulleitung, Steuergruppe und Kollegium auf, und ein Erfolg liegt sowohl in ihrer Stärke als auch im gelungenen Zusammenspiel. Im Einzelnen hat das IQ die folgenden wesentlichen Einflussgrößen ausgemacht:  

  • Engagement und Überzeugungskraft der Schulleiterin bzw. des Schulleiters
  • Organisatorisches Geschick der Schulleitung
  • Vertrauen möglichst vieler Lehrkräfte in die eigene pädagogische Wirksamkeit
  • Bereitschaft, scheinbare Gewissheiten in Frage zu stellen und Neues zu erproben
  • Didaktische Kompetenz der Lehrkräfte
  • Vorhandensein einer Person oder einer Gruppe von Lehrkräften, die weiß, wie ein Leseförderprogramm erfolgreich entwickelt und realisiert werden könnte, es außerdem versteht, das Kollegium anzusprechen und einzubeziehen und die Sache in die Hand nimmt
  • Arbeitsformen und -methoden, die eine Balance zwischen zielgerichtetem Arbeiten und der Beteiligung eines größeren Teils des Kollegiums herstellen
  • Ein Bewusstsein für die Anforderungen nach der Entwicklung und Einführung, d. h. für die Frage, wie Leseförderung zum festen, gleichsam selbstverständlichen Teil des Unterrichts- und Schulalltags werden kann

 

Aspekte zur Selbsteinschätzung

Da das IQ im Rahmen des Strategischen Ziels 2 zur Unterstützung der Projektleitung eine begleitende Evaluation durchgeführt hat, beziehen sich viele Ergebnisse aus den Zwischenberichten des IQ auf bestimmte Zeitpunkte in der Projektphase. Einige der Fragestellungen können aber auch in der Regelphase helfen, zu einer eigenen Einschätzung zu gelangen und daraus angemessene Maßnahmen abzuleiten:  

  • Wie werden diagnostische Verfahren eingesetzt? (Welche Verfahren werden in welchen Jahrgängen eingesetzt? Welche Gremien leiten welche Folgerungen für Fördermaßnahmen ab?... )
  • Wie wird die Verantwortung aller Fächer für das Textverstehen übernommen? (Welche Lesestrategien werden in welchen Fächern angewandt? Welche Hilfestellungen erhalten die Lehrkräfte naturwissenschaftlicher und gesellschaftswissenschaftlicher Fächer?... )
  • Wie wird das schulische Leseförderkonzept weiterentwickelt? (Wie werden eine enge Kommunikation und Kooperation sichergestellt? An welchen Stellen ist das Konzept mit anderen schulischen Vorhaben verknüpft?... )
  • Wie werden Kooperationen und Netzwerke gepflegt? (Welche außerschulischen Partner werden - über eine Bibliothek hinaus -  einbezogen?  Was lässt sich von benachbarten Schulen lernen?... )

Darüber hinaus sollte sich die Selbsteinschätzung an den verbindlichen Aufgaben für alle Schulen orientieren.

S. Mattheis, 2010