Hessischer Bildungsserver / Arbeitsplattformen

"Displaced Persons" in Bensheim und Auerbach 1945-1950

Abstract

  • Als die Alliierten 1945 Deutschland besetzten, fanden sie im späteren Gebiet der drei westlichen Besatzungszonen etwa 7-8 Millionen "Displaced Persons" (DPs) vor, also Personen, die in Folge des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Heimat durch Kriegseinwirkungen und deren Landsleute geflohen, verschleppt oder vertrieben worden waren, z. B. Kriegsgefangene, ausländische Zwangsarbeiter, ehemalige Konzentrationslagerhäftlinge und Osteuropäer, die 1944 vor der sowjetischen Armee geflüchtet waren.
  • Ihre Repatriierung in die Herkunftsländer erwies sich als außerordentlich schwierig, nicht selten sogar als unmöglich, beispielsweise bei osteuropäischen Juden: Ihre Gemeinden waren weitgehend zerstört, der Antisemitismus noch stark verbreitet. Diese vergleichsweise kleine Gruppe von etwa 150 000 Menschen stellte die Alliierten vor unlösbar erscheinende Probleme, da sie keineswegs repatriiert werden wollten und eigene Lager forderten. Sie wollten verständlicherweise nicht- wie bei Kriegsende häufig- mit Nazi-Kollaborateuren, freiwilligen Soldaten der Waffen-SS aus allen Teilen der von den Nazis besetzten Gebieten, ja sogar KZ-Bewachern gemeinsam in einem Sammellager untergebracht werden.
  • Die von den Alliierten bereits während des Krieges im Rahmen der Vereinten Nationen gegründete Flüchtlingsorganisation UNRRA (United Nations Relief und Rehabilitation Administration) übernahm die Aufgabe, die DPs in Sammellagern unterzubringen, zu verköstigen und zu bekleiden. Im Kreis Bergstraße wurden in Lampertheim (1945), Lindenfels und Bensheim (Juli 19461949) Lager für jüdische DPs eingerichtet. Wie die anderen Lager in der US-Zone waren auch sie als Durchgangsstationen bis zur erhofften, häufig aber nicht oder zum Teil mit großer Verzögerung erteilten Einreisegenehmigung nach Palästina oder in die USA gedacht. Das letzte Lager für jüdische DPs konnte so erst 1957 aufgelöst werden.
  • Der Leistungskurs Geschichte der Geschwister-Scholl-Schule (Jahrgangstufe 12, Schuljahr 96/97) hat sich zunächst vorrangig bemüht, Informationen zum jüdischen DP-Lager in Bensheim zusammenzutragen, um die Ausstellung EIN LEBEN AUFS NEU (eine Zusammenstellung von Orginalfotos aus dem jüdischen DP-Lager Frankfurt-Zeilsheim) die im Rathaus Bensheim vom 17. April bis 4. Mai 1997 gezeigt wurde, durch Dokumente aus dem Bensheimer/Auerbacher Raum zu ergänzen. Dazu wurden von uns zahlreiche Zeitzeugen befragt, Fachliteratur und verschieden Archive ausgewertet.
  • Die nachfolgende Dokumentation enthält nach sachanalytischen Überlegungen vor allem Berichte über das Lager für jüdische DPs in Bensheim und das "allgemeine" DP-Lager in Auerbach.